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DAS BESPANNEN VON BADMINTON-SCHLÄGERN SOLLTE KEIN NEBENPRODUKT DES BESPANNENS VON TENNISSCHLÄGERN SEIN.

Kazuhiro Yamaguchi ist seit seinem 5. Lebensjahr Badminton-Spieler und Profi an der Bespannungsmaschine bei Racket-World in Hamburg. Hier im Interview mit Eckhardt Schütt von BADLAB MAGAZINE gibt „Kazu“ ein paar wertvolle Tipps aus der Praxis.

Kazuhiro Yamaguchi ist seit seinem 5. Lebensjahr Badminton-Spieler und Profi an der Bespannungsmaschine bei Racket-World in Hamburg. Hier im Interview mit Eckhardt Schütt von BADLAB MAGAZINE gibt „Kazu“ ein paar wertvolle Tipps aus der Praxis.

BADLAB MAGAZINE: Kazu, Du hast uns erzählt, dass viele Hobby-Badminton-Spieler glauben, mit einer harten Badminton-Schläger-Bespannung würde man automatisch weiter schlagen.

KAZUHIRO YAMAGUCHI: Ja, diesem Trugschluss begegne ich fast täglich. Dabei ist das Gegenteil der Fall: Je härter die Schläger-Bespannung ist, desto unelastischer ist sie – und desto stärker verkleinert sich auch der sogenannte „Sweet Spot“, der Treffbereich, in dem hohe Ballgeschwindigkeiten erzielt werden können. Man kann also sagen: Je härter ein Racket bespannt ist, desto weniger „Power“ liefert es dem Spieler.

BADLAB MAGAZINE: Aber warum lassen viele Turnier-Spieler ihre Schläger trotzdem hart bespannen?

KAZUHIRO YAMAGUCHI: Hier kommen die Schlagtechnik und die Treffsicherheit ins Spiel. Wenn ein Badminton-Spieler damit keine Probleme mehr hat, kann eine härtere Bespannung dazu beitragen, die Präzision seiner Schläge weiter zu erhöhen.

BADLAB MAGAZINE: Wie hart lassen solche Top-Spieler ihre Schläger bespannen?

KAZUHIRO YAMAGUCHI: Das kann man nicht generalisieren. Die Bandbreite liegt grob zwischen 10 kg und 13 kg. Einige bespannen sogar noch härter. Bei dieser Entscheidung kommen weitere Faktoren wie die Rahmenhärte und die präferierte Saite ins Spiel. Übrigens: Frisch bespannte Rackets sollte man einspielen, denn die Saiten brauchen meist ca. 30 Minuten, um sich einzurichten.

BADLAB MAGAZINE: Und wie sieht es bei Anfängern aus?

KAZUHIRO YAMAGUCHI: Anfängern empfehle ich eine Bespannungshärte von max. 9,5/10 kg – vor allem, weil die noch einen guten „Clear“, also lange Reichweite, ermöglicht. Je nach Alter, körperlicher Konstitution und Schläger-Rahmen empfehle ich noch geringere Härten.

BADLAB MAGAZINE: Wie groß ist denn die aktuelle Auswahl an Badminton-Saiten bei Racket World, die Du zum Bespannen einsetzt? Und welche konkreten Produkte/Saiten empfiehlst Du welchem Spieler-Typ?

KAZUHIRO YAMAGUCHI: Also – ohne hier einen Hersteller zu benachteiligen – muss man bei den Saiten einfach sagen, dass YONEX mit Abstand das größte und beste Saiten-Sortiment bietet. Für Hobby- und Freizeit-Spieler gibt es z.B. die sehr robusten YONEX-Saiten BG 65 und BG 3. Für fortgeschrittene Defensiv-Spieler z.B. die YONEX Nanoray 99 und 95. Für fortgeschrittene Offensiv-Spieler z.B. die YONEX BG 65 Ti und BG 80. Und für ambitionierte Turnier-Spieler die YONEX BG 66 und BG 80, die sehr dünn sind und ein besseres Feingefühl vermitteln. Dafür reißen sie aber auch schneller, wenn man den Ball im Rahmenbereich trifft.

BADLAB MAGAZINE: Wie lange hält denn so eine Schläger-Bespannung durchschnittlich? Und macht es Sinn, sie gelegentlich auszuwechseln, obwohl sie noch nicht gerissen ist?

KAZUHIRO YAMAGUCHI: Das hängt natürlich ist erster Linie davon ab, wie oft und wie sauber die Saite gespielt wird. Als Hobby-Spieler, der nur gelegentlich spielt, sollte man nach max. 12 Monaten die Saite wechseln, da dann wirklich kaum noch Elastizität vorhanden ist. Ambitionierte Freizeitspieler, die Beispielsweise mit einer YONEX BG 65 zwei mal wöchentlich spielen und sauber treffen, ist zu empfehlen, die Saite nach max. 3 Monaten zu erneuern. Profis, die in der Regel dünne Saiten spielen (z.B. YONEX BG 66), wissen wann sie ihre Saite wechseln müssen.

BADLAB MAGAZINE: Man sieht oft, wie Badminton-Spieler ihre Bespannung sofort komplett zerschneiden, sobald eine Saite gerissen ist. Warum machen sie das?

KAZUHIRO YAMAGUCHI: Wenn eine Saite gerissen ist, wird der Schlägerrahmen sehr ungleichmäßig belastet. Das Durchschneiden der anderen Saiten verhindert, dass sich der Rahmen verzieht.

BADLAB MAGAZINE: Apropos verziehen, warum werden beim Badminton-Schläger die Längs- und Quersaiten unterschiedlich hart aufgezogen?

KAZUHIRO YAMAGUCHI: Die Längssaiten werden beim Bespannen zuerst aufgezogen. Dadurch wird die ovale Schlägerkopf-Form leicht zusammengezogen. Anschließend werden die Quersaiten mit etwas mehr Gewicht aufgezogen und „ziehen" den Schlägerkopf wieder in sein ursprüngliche Form zurück. Dabei gleicht sich die Härte von Längs- und Quersaiten wieder aus.

BADLAB MAGAZINE: Was macht eigentlich einen guten Bespann-Service aus?

KAZUHIRO YAMAGUCHI: Es gibt gute Computer-gesteuerte Bespann-Maschinen zum Beispiel von Yonex, Victor oder Babolat. Aber eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt auch das Know-how des Bespanners – und Badminton ist nicht Tennis! Die meisten großen Sporthäuser verfügen über Kombi-Bespann-Maschinen für Badminton- und Tennis-Schläger, und in der Regel liegt der Schwerpunkt im Tennisbereich. Da in diesen Sport-Häusern die Badminton-Bespannungen oft nur als Nebenprodukt laufen, ist es verständlich, dass den Bespannern dann die Erfahrung mit Badminton-Schlägern fehlt.

BADLAB MAGAZINE: Letzte Frage: Wie lange dauert eine professionelle Bespannung für ein Badminton-Racket?

KAZUHIRO YAMAGUCHI: Mit einer guten Bespannungsmaschine ca. 25 Minuten.

BADLAB MAGAZINE: Danke für das Gespräch, Kazu!

22. Juni 2015

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